Adora Odili: Soulstimme mit Gänsehaut-Feeling

Adora Odili: Soulstimme mit Gänsehaut-Feeling

Adora Odili – noch nie gehört? Das sollte sich aber ganz schnell ändern. Denn in den Liedern der Deutsch-Nigerianerin steckt nicht nur viel Persönlichkeit und Inhalt, sie werden auch noch mit einer gewaltigen Stimme mit Gänsehaut-Garantie vorgetragen. Die hübsche Sängerin, die teilweise in Köln und in London aufgewachsen ist, singt soulige Jazz-Balladen, die man so schnell nicht wieder aus dem Kopf bekommt. Wir trafen Adora Odili in einem Berliner Café zum Interview.

Wie bist du zur Musik gekommen?

Ich bin schon in jungen Jahren zur Musik gekommen, durch meinen Vater. Er hat eine riesige Plattensammlung, bei 5.000 haben wir aufgehört zu zählen (lacht).

Neben Afro-Funk, Down Beats sind auch Akustik, Jazz und Soul in deinen neuen Produktionen zu finden – ein ganz schön eklektischer Mix. Hast du musikalische Vorbilder in diesen Bereichen?

Ja, auf jeden Fall. Ich liebe vor allem Jazz und wollte immer Jazz-Sängerin werden. Meine größten musikalischen Vorbilder sind Etta James, Aretha Franklin, Sara Vaughn und India. Arie. Vor allem aber Ella Fitzgerald, die Stimme dieser Frau hat mich schon als Kind sehr fasziniert. Beyoncé finde ich heute ganz ganz toll, aber auch mit Joy Denalane kann ich mir gut identifizieren.

Deine neue EP trägt den Namen „Love and that other Shit”. Wie bist du auf den Titel gekommen?

Ich bin auf diesen Titel gekommen, weil es ja meistens entweder um Liebe oder um Hass geht. Mit „that other Shit“ ist eigentlich „Hate“ gemeint (lacht). Hass ist vielleicht zu krass gesagt. Aber es ist definitiv so, dass wir in einer sehr emotionalisierten Welt leben und mit „that other Shit” wollte ich  genau das ausdrücken.

Was möchtest du deinen Zuhörern mit deinem Album mit auf den Weg geben?

Dass es immer um Liebe geht und dass der ganze „other Shit” gar nicht nennenswert ist. Und dass am Ende immer alles gut wird. Und wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende.

Wie hast du dein aktuelles Album aufgenommen?

Die EP habe ich in einem Studio in Neukölln mit Markus Gram alias LMNZ aufgenommen, ein Produzent und Rapper, der vor ein paar Jahren das Album „Besser als die anderen“ produziert hat. Das war sehr spannend, denn das Album hat einen roten Faden. Alle Songs beginnen mit „So“ – sie heißen „So tired“, „So nice“, „So hurt“, „So over“ und „So special“.

Um was geht es genau in deinen Songs?

Mit dem Album „Love and that other Shit” wollte ich ausdrücken, dass in der Liebe alles so schön sein kann, aber auch so traurig. Der Song „So nice“ beschreibt, wie es ist, wenn man sich gerade frisch verliebt hat und noch die rosarote Brille auf hat. Wie einfach alles „So nice” ist, wenn man morgens mit dieser einen Person aufwacht. Und dann kann man ja auch „So hurt“ sein, bevor alles „So over“ ist. Ich glaube, das haben wir alle schon einmal erlebt.

Was tust du gegen Liebeskummer?

Jeder Liebeskummer fühlt sich ja anders an, weil ja auch jede Liebe anders ist. Was mir auf jeden Fall immer hilft, ist ganz viel schlafen, laufen gehen, singen, mich mit Freundinnen zu betrinken, tanzen und Eis essen. Und dann, wenn der erste Sturm vorüber ist, das Leben wieder umarmen mit allem, was kommt.

Deine Songs zeugen von großer Offenheit. Hast du keine Angst dadurch besonders verletzlich zu werden?

Eigentlich nicht. Es geht natürlich um meine Gefühle, aber das Schreiben ist auch eine gewisse Art von Verarbeitung von Erlebnissen für mich. Ich schöpfe eher aus meinem reichen Gefühlsspektrum und nutze es als Antrieb.

Woher nimmst du die Inspiration für deine Texte?

Die kommt meistens mit der Musik. Wenn ich selber etwas komponiere, kommt die Inspiration für die Texte mit der Melodie. Mal ist der Text zuerst da und mal die Melodie.

Wie versetzt du dich in kreative Stimmung?

Es gibt tausend Sachen, die mich inspirieren. Das kann ein Sonnenaufgang sein, der mich in eine kreative Laune versetzt; manchmal laufe aber ich auch einfach durch die Straßen und schon habe ich wieder neue Ideen.

Was ist das schönste Kompliment für deine Musik?

Wenn ich an Konzerten verliebte Pärchen sehe, die sich zu meinen Songs küssen, freut mich das sehr. Aber auch wenn ich auf Festivals bin und ich Kinder sehe, die in der ersten Reihe zu meinen Songs tanzen, macht mich das sehr glücklich. Das schönste Kompliment für meine Musik ist aber eigentlich, dass die Leute meine Stimme, meine Songs gerne hören und sie feiern.

Wenn es einen Soundtrack zu deinem Leben geben würde, wie würde er klingen?

Er würde auf jeden Fall nach Sonne klingen – warm, lachend, strahlend, nach Licht, nach Liebe.

Mit welchen Künstlern würdest du gerne mal zusammenarbeiten?

Die meisten Künstler, die ich bewundere, sind ja leider schon tot: Ella Fitzgerald, Leonard Bernstein – mit denen hätte ich gerne mal auf der Bühne gestanden. Wenn die Wahl hätte, dann auf jeden Fall mit Pharrell Williams, N.E.R.D oder Erykah Badu – man wird ja noch träumen dürfen (lacht).

Du hast unter anderem in Köln und in London gelebt, in Berlin hast du seit mehr als 15 Jahren dein künstlerisches Zuhause gefunden. Was gefällt dir so an dieser Stadt?

Das Tolle an Berlin ist definitiv, dass man sich hier künstlerisch entfalten kann. Diese Stadt gibt einem sehr viele Möglichkeiten zu wachsen. Die Berliner sind sehr locker und weltoffen, man kann hier so rumlaufen wie man möchte, ohne gleich schief angeschaut zu werden. Im Sommer ist es wunderschön, Berlin ist sehr grün. Außerdem kann man hier ziemlich gut leben und sein Ding machen, auch ohne viel Geld. Das finde ich sehr befreiend.

Was sind deine persönlichen Hotspots in Berlin?

Eigentlich bin ich ein Homebody, ich lese gerne und lade oft Freunde zu mir nach Hause ein. Ich lasse mich aber auch gerne mal von meinen Freunden mitziehen und gehe tanzen. Wenn ich ausgehe, dann gehe ich am liebsten in eine nette Cocktailbar in Neukölln, die heißt Thelonious, benannt nach dem Jazz-Musiker Thelonious Monk. Zum Auspowern gehe ich gerne in die Adidas Runbase. Sehr schön finde ich auch das Schloss Charlottenburg und die Botanischen Gärten. Das Edelweiss, ein Jazzclub im Görlitzer Park, finde ich auch ganz toll. Da finden sehr gute Jazzkonzerte statt. Im Edelweiss trete ich auch ab und zu mal auf, ich liebe es zu jammen!

Was sind deine Pläne für 2018?

Als nächstes plane ich eine kleine Tour. Das erste Konzert ist am 21. März 2018 im legendären Yorckschlösschen, einer meiner Hotspots, um darauf wieder zurückzukommen. Davor werde ich mit dem Produzenten Don Tone ein neues Album aufnehmen. Auf die Zusammenarbeit freue ich mich sehr, Don Tone ist ein toller Mensch und Produzent. Er hat sehr viel mit Aggro Berlin, den Fantastischen Vier oder Blumio gemacht – ihr dürft also gespannt sein! Ich möchte nicht zu viel verraten, aber es wird auf jeden Fall sehr soulig. Zum Ende des Jahres möchte ich „Simple Life“, mein erstes Album, das ich bereits vor zehn Jahren komponiert habe, vervollständigen und Ende des Jahres releasen. Wie du siehst, ist mein Jahr sehr voll und ich freue mich sehr darauf!

Und wir freuen uns auf mehr Musik von dir! Vielen Dank für das Interview, liebe Adora.

Adora Odili live

Wo: Yorckschlösschen, Yorckstraße 15, 10965 Berlin

Wann: 21.03.2018

Beginn: 21 Uhr

Tickets: 6 Euro unter www.yorckschlösschen.de