NORA KUDRJAWIZKI

NORA KUDRJAWIZKI

EINE JUNGE FRAU LEBT IHREN TRAUM

 „A winner is a dreamer who never gives up“ –  dieses Zitat von Nelson Mandela ist das Lebensmotto von Nora Kudrjawizki, Geigerin, Sängerin, Tänzerin und Berlinerin.
Glücklich, erfolgreich und sehr sympathisch.
TEXT: Maren Minow

 

Als ich mir für die Vorbereitung unseres Gespräches die Auftritte und Musikvideos von Noras Konzerten anschaue, muss ich unweigerlich an Shakira denken – schön, sinnlich, in einzigartigen Kostümen steht sie mal allein, mal in Begleitung ihres Ensembles auf der Bühne und spielt virtuos ungewöhnlich die Geige – in fesselnden Darbietungen. Später treffe ich sie in einem kleinen Berliner Restaurant zum Interview und bin gespannt, auf wen ich hier in der Realität des Berliner Lebens treffen werde. Mir begegnet eine schöne, natürliche junge Frau mit einer klaren Stimme und einem starken Willen, für ihre Träume einzustehen.

Nora verschmilzt mit ihrem Instrument

Begonnen hatte alles in den 80er-Jahren in Berlin mit der Hausmusik, die ihre Eltern, beide Musiklehrer, mit den Schülern veranstalteten. Diese wöchentlichen Konzerte veranlassten die damals 3-jährige Nora dazu, ihren Eltern mitzuteilen, dass sie Geige spielen möchte. Doch diese versagen ihr zunächst das Geigenspiel, da sie nach ihrer pädagogischen oder liebevoll elterlichen Einschätzung zu jung sei. Nora jedoch bleibt beharrlich, woraufhin sie ein Jahr später, im Alter von 4 Jahren also, eine Probestunde nehmen darf, nach der feststeht: Nora wird Violine spielen.

In den folgenden Jahren übt das kleine Mädchen tagein, tagaus, nimmt die Geige mit ins Bett, zieht ihr einen Puppenpullover an, verschmilzt mit ihrem Instrument. Die Familie unterstützt, bestärkt, aber drängt sie nie. Und so wächst aus dem starken kindlichen Willen und vielen Jahren des Trainings – Klavier-, Gesangs- und Ballettausbildungen – die unbändige Leidenschaft, die heute von Noras Inszenierungen ausgeht.

Berlin ist und bleibt the place to be

Bei Gustav Schmahl, einem Schüler des großen russischen Geigers David Fjodorowitsch Oistrach, studiert Nora Violine in Dresden zusammen mit ihrem Mann, Lenn Kudrjawizki, Schauspieler, Regisseur und ebenfalls studierter Geiger, den sie bereits aus Kindertagen kennt. In dieser Studienzeit pendelt sie zwischen Berlin und Dresden. Schon damals stand fest: Berlin ist und bleibt the place to be – „Ich bin hier geboren, meine Familie, meine Freunde, mein Leben sind in Berlin und Berlin ist mein Leben.“

Nachdem ihr Dresdner Mentor und Lehrer verstorben war, setzt sie ihr Studium der Violine und musikalischen Früherziehung an der UdK in Berlin fort. Von Beginn an steht für sie fest, dass sie sich mit ihrer Geige im Pop entfalten, das Instrument neu interpretieren möchte. Sie setzt sich abermals durch, nicht gegen, sondern vielmehr mit dem Segen ihrer Lehrer.

Angelstrings

Nora folgt ihrem Herzen und begründet als freie Musikerin ihr eigenes Ensemble, das sie Angelstrings tauft. So kann sie ihre Leidenschaften leben – die Geige, das Ballett und die Popmusik miteinander verbinden. In diesen Inszenierungen treffen zwei Frauen, ein schwarzer und ein weißer Engel, in einem Duell, in einer Show von klassischem Ballett und Geige aufeinander, spielen miteinander, gegeneinander – überzeugend und begeisternd. Diese Mischung aus Klassik und Moderne trifft man beispielsweise auch bei David Garrett oder Lindsay Stirling an. Das Konzept selbst ist nicht einzigartig. Aber bei Angelstrings ist die Darbietung eben einzigartig schön.

Es geht um Emotionen und Authentizität

„Ein besonders schöner Teil meines Berufes sind die Abenteuer, die man erlebt und die Menschen, die einem begegnen und die oft zu wahren Freunden werden“,  so die junge Frau mit der positiven Ausstrahlung. Ihre Partnerin bei Angelstrings ist zu einem dieser Herzensmenschen geworden, mit ihr verbinden sie viele Auftritte und Erlebnisse. „Zusammen sind wir 2014 für einen wahnsinnig kurzen Auftritt nach Puna/Indien geflogen. Wir sind aufgetreten, hatten einen Gig von 10 Minuten, die Halle bebte. Danach sind wir mitten in der Nacht noch mit der Rikscha durch die Stadt gefahren weil wir dachten, wir müssen noch ein Stück von dieser Welt sehen, realisieren, was wir hier gerade erleben, bevor wir wieder ins Flugzeug steigen.“

So gibt es starke und abenteuerliche Projekte, aber es gibt auch die leisen, wie ihr „One Violin Orchestra“, die das Herz berühren und vor denen selbst Nora als Vollprofi noch ein leichtes Lampenfieber verspürt. Dies sind die Auftritte, bei denen sie keine Show-Kostüme trägt, nur sich, die Geige und ihre Stimme auf der Bühne einsetzt.

Zuletzt spielte sie im Februar dieses Jahres ein Solokonzert im Maschinenhaus in der Kulturbrauerei. Hier verbindet sie Violinenklänge mit Gesang und Beatboxing. Einflüsse von Ed Sheeran, Sade und Sting fließen in diese Arbeit mit der Loop Station ein.  „Ich spiele alles mit der Geige, imitiere die Instrumente einer Band, singe. Das ist kein Show-Projekt, sondern es geht um Emotionen und Authentizität. An einem solchen Abend zu sehen, wie meine Gäste feiern, sie berührt werden, ihnen manchmal die Tränen kommen, ist das schönste Kompliment für meine Arbeit und für mich als Mensch natürlich auch.“ Auf meine Frage, was für sie Glück bedeutet, antwortet Nora: „Ich bin glücklich, so wie es ist. Meine Lieben um mich herum wünsche ich mir gesund. Und ich bin dankbar für meine beiden glücklichen Kinder und dafür, dass ich meinen Traum leben kann.“

Wir sind ein gutes Team

Doch ein solch glückliches Leben als freie Musikerin muss man sich auch erarbeiten. Die Arbeitszeiten sind oft eine Herausforderung, man muss sich gut organisieren können. “Ohne die Unterstützung der Großeltern würde das Leben mit zwei freiberuflichen Elternteilen, wie wir es sind, nicht funktionieren können.” Aufgaben gibt es viele, die über das Musik schreiben und komponieren hinaus gehen. Nora baut ihre Websiten, entwirft die Kostüme, ist ihre eigene Social Media – Managerin. Die Musikvideos dreht sie mit ihrem Mann Lenn, der als Regisseur stets die inszenatorische Wirkung im Blick behält. „Wir sind ein gutes Team.“ Damit meint Nora ihren Ehemann, aber auch die Gruppe junger Kreativer von Legrain Productions um sie herum, deren Köpfe Lenn Kudrjawizki und Felix Neumann sind. Sie entwickeln gemeinsam anspruchsvolle Allround – Musikkonzepte, die zwischen analoger und digitaler Musik eingebettet sind, so zum Beispiel das Berlin Show Orchestra. Nora begleitet nicht nur als Konzertmeisterin des Orchesters, sondern auch als Solistin Künstler wie Herbert Grönemeyer, Jimmy Somerville, Billy Ocean, Bonnie Tyler, David Garrett oder Michael Bublé. Unterstützung erhält das Netzwerk junger, professioneller Musiker von Stefan Lohmann, der als Talent Buyer und Booking Agent das Marketing betreut. Für Berlin erarbeiten die jungen kreativen Köpfe zusammen mit dem Team von Visit Berlin derzeit ein umfassendes Show – Konzept, denn “Berlin ist eine tolle kreative Stadt mit vielen Konzertmöglichkeiten.”

Und wie tanken so kreative Menschen Kraft, finden neue Ideen und Inspirationen – wie sieht die kreative Pause aus, möchte ich wissen. „Ich bin sehr gern auch auf dem Land, aber nach ein paar Tagen habe ich Sehnsucht nach dem Berliner Trubel und der kreativen Geschäftigkeit.“ Um diese zu spüren, schnappt sich Nora ihr Fahrrad und fährt ans Wasser in Berlin. „Die vielen schönen Orte an der Spree sind meine Inspirationsquelle, hier kann ich auf das Wasser und den Himmel schauen und einfach mal abschalten und träumen. Ein Träumer zu sein, vereinbart sich mit meinem Beruf wunderbar. Natürlich muss man auch dafür arbeiten, dass die Wünsche und Vorstellungen, die man vom eigenen Leben hat, in Erfüllung gehen. Aber das Träumen ist zwischendurch sehr wichtig, um kreativ sein zu können.“  Und so könnte man schlussendlich vermuten, dass ein Gewinner ein Träumer mit einem starken Willen ist, der beständig dem Weg seines Herzens folgt.

www.worldofviolin.com
www.angelstrings.de
www.berlin-show-orchestra.de

2  Musikvideos von Nora

 

Bildcredits: Portrait: Tuge Karahasanoglu, Studio AY,
Bühne: Benjamin Frik

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