Restauranttipp: Vom Pizza-Bäcker zum Promi-Wirt

Restauranttipp: Vom Pizza-Bäcker zum Promi-Wirt
Hausgemachte Pasta, Leidenschaft für Pizza und ein Faible für erlesenes Fleisch – dies sind die Pfeiler der Erfolgsgeschichte des berühmten Italieners am Kurfürstendamm. Doch der Name Francucci steht für noch viel mehr.

Es ist immer ein Überraschungsmoment, wenn man das Francucci betritt. Ganz gleich, ob in legeren Klamotten, im Business-Look oder aber in großer Robe: Inmitten eines illustren, aber nie vorhersehbaren Publikums, fühlt sich jeder Gast ein kleines bisschen VIP.

Francucci
Hausgemachtes Brot und Pasta-Variationen aus der Manufaktur Werkstatt

Die Atmosphäre des rustikal eingerichteten Restaurants lebt von italienischer Lässigkeit gepaart mit dem Flair großstädtischer Eleganz. Man sitzt an massiven Holztischen, die mit karierten Tüchern eingedeckt sind. Auf jedem Tisch eine Flasche des Francucci-gelabelten Olivenöls, das mit dem oft noch warmen hausgebackenen Brot eine schmackhafte Komposition ergibt, die Lust macht auf mehr. Doch was soll es diesmal sein? Vielleicht eine der raffinierten Pasta-Variationen, die fast alle in der hauseigenen Manufaktur hergestellt werden? Da gibt es Bodenständiges, wie Rigatoni im Carbonara-Stil, die außer mit dem üblichen Bauchspeck mit Pata-Negra-Schinken veredelt sind. Gitarrenspaghetti Al Arrabiata werden mit einem geheimen Sugo-Rezept und Pecorino-Käse verfeinert. Dazu gibt es Abgehobenes wie Bandnudeln mit Hummer in Weißwein-Sud. Wer es weniger auf Pasta abgesehen hat, wird womöglich bei den diversen Salat- und Gemüsespezialitäten fündig. Ein Dauerbrenner ist der getrüffelte Ziegenkäse mit Walnüssen auf Feldsalat. Fischig wird es bei Jumbo-Gambas oder geröstetem BBQ-Oktopus auf Brotsalat. Ebenfalls zu empfehlen: Die saisonalen Spezialitäten auf der Tageskarte. Und für alle, die schon mit dem süßen Abschluss liebäugeln: Dolci, wie Tiramisu, Panna Cotta oder Creme Brullée, kommen aus der Glasvitrine.

Francucci

Über die beständige Qualität aller Gerichte wacht Franco Francucci mit fachkundigem Auge. Im Jahr 1996 eröffnete er sein Restaurant am Lehniner Platz, dort, wo der Kudamm anfängt, mondän zu werden. Und benannte es schlicht nach seiner Familie. Der Name der aus den Abruzzen stammenden Francuccis ist eng verwoben mit der bewegten Geschichte West-Berlins.

Francucci
 Franco Francucci Senior eröffnete 1962 sein erstes Lokal in Berlin

Franco Senior, der Anfang dieses Jahres seinen 80. Geburtstag feierte, machte in gehobeneren Kreisen die Küche Italiens gesellschaftsfähig und erarbeitet sich so den Titel des „Promi-Wirts“. Sein erstes Lokal eröffnete er bereits 1962. Im La Grotta in der Bleibtreustraße, eine bei Nachtschwärmern beliebte After-Hour-Kneipe, bereitete er die allererste Pizza Berlins zu! Auf großen Blechen wurde sie in handliche Portionen geschnitten und auf Papptellern serviert. Dieses kulinarische Stückchen Zeitgeschichte findet sich auch heute noch, im Gegensatz zu damals mit frischen Zutaten, als „Berliner Ur-Pizza“ auf der Speisekarte des Francucci wieder.

Pizza backen ist Franco Juniors Leidenschaft

Es mag der Familientradition geschuldet sein, dass Pizza für den ehrgeizigen Franco Junior mehr ist als nur ein landestypisches Gericht. Lachend gibt er zu: „Pizza macht mich verrückt. Ich liebe sie, ich begehre sie!“ und bekräftigt: „Ich bin mit dem Francucci angetreten, um die beste Pizza der Stadt zu machen – und wenn Sie mich fragen, es ist uns gelungen.“ Doch was macht eine perfekte Pizza aus? „Sie sollte weder vor Fett triefen noch überladen sein. Eine klare Kombination von drei, vier Zutaten ist vollkommen ausreichend.“

Der 48-Jährige wollte nie etwas anderes als ein eigenes Restaurant zu betreiben. Im Hotel Intercontinental absolvierte er eine Ausbildung zum Hotelfachmann und Koch. „Aber das war es nicht allein“, so sein Fazit. „Wenn man ein Restaurant leitet, spielen Erfahrung und Menschenkenntnis eine große Rolle, Führungsfähigkeit, Feingefühl, und vor allem eine tiefe Produktkenntnis.“ Diese hat er sich mit Beharrlichkeit und Disziplin angeeignet. Unter anderem mit Blick auf das Rindfleisch, das als Bisteca Florentina Chianina in vielen Variationen eine ganze Seite der Speisekarte füllt. „Unsere Familie hatte immer ein Faible für große T-Bone-Steaks, aber sie waren hierzulande lange unbekannt. Darum habe ich mich auf die Suche gemacht und fand in der Toscana eine alte Rinderrasse, die fast ausgestorben war. Die Tiere sind wirtschaftlich eigentlich sinnlos, weil sie wenig Fleisch liefern. Doch es ging mir darum, diese Art, die in einem freien Umfeld aufwächst, zu erhalten.“ Das Besondere an der Darreichung: Das Fleisch wird in Tranchen für zwei bis drei Personen serviert, ganz ohne Beilagen, außer Öl und Meersalz.

Francucci
Beständigkeit ist sein Markenzeichen

Die Wertschätzung der verarbeiteten Produkte ist für den Patron ein wichtiges Anliegen. „In meinen Möglichkeiten versuche ich, den Unterschied zu machen zwischen Industrie und Mensch zu Mensch Dienstleistung. Wenn wir etwas fertig aus der Tüte anbieten würden, dann würde das unser gesamtes Team demotivieren.“

Doch welches Extrafünkchen Erfolg ist es noch, dass der 100 Plätze umfassende Innenraum fast jeden Abend ausgebucht ist? In den warmen Monaten kommen im Außenbereich noch bis zu 100 weitere Gäste hinzu, die mit einem Lammfell im Rücken auch an kühleren Abenden die Flaneure an sich vorbeiziehen lassen. Die Antwort hat Franco Francucci sofort parat: „Das, was uns stark gemacht hat, sind unsere Mitarbeiter. Sie transportieren den Stolz und die Zuverlässigkeit unseres Schaffens bis an den Gast. Die Hälfte der Leute, die hier arbeiten, hat bei uns gelernt. Das ist ein Zeichen von Beständigkeit.“

Die Besonnenheit des Chefs, der sich selbst als „bestimmt und kompromisslos“ einschätzt, endet nicht, sobald er sein Restaurant verlässt. „24 Stunden am Tag dreht sich alles irgendwie um das Francucci“, gibt der leidenschaftliche Motorradfahrer zu.

Hat er schon mal überlegt, ob einer seiner drei Söhne ein würdiger Nachfolger sein könnte? „Das weiß ich heute nicht. Und ich könnte nicht mehr in den Spiegel schauen, wenn ich meine Kinder zwingen würde, eines Tages meine Aufgabe zu übernehmen. Mein Job ist es, sie in die richtige Richtung zu lotsen, sodass sie selber erkennen, wo sie sich wohlfühlen und was sie glücklich macht, ohne sie zu manipulieren.“

Wenn schon vielleicht nicht die Söhne, dann wird hoffentlich ein anderes Mitglied des Clans im Francucci weiterhin präsent sein. Franco Senior ist oft vor Ort und gibt mit seinem Charisma jedem Gast das Gefühl, ein kleines bisschen VIP zu sein.

Adresse: Francucci, Kurfürstendamm 90, 10709 Berlin

www.francucci.com

Beitragsbild: ©Francucci

Test: Anuschka Guyenz

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