Veranstaltungstipp in Berlin: Marie-Antoinette - oder Kuchen für alle!

Veranstaltungstipp in Berlin: Marie-Antoinette - oder Kuchen für alle!

Anna Thalbach spielt in der Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater die Hauptrolle in „Marie-Antoinette – oder Kuchen für alle!“ Das wilde, brüllende und komische Theaterstück wird in Berlin vorgestellt und ist eine bitterböse Warnung an die Gegenwart.

Ach, die Situation im Palast ist aber auch wirklich unangenehm: Fast die komplette Dienerschaft ist geflohen und zur Gegenseite übergelaufen, draußen wütet die Revolution und vor dem Fenster fordern die Untertanen die Köpfe der beiden Herrschenden. Außerdem ist der Champagner warm – das geht zu weit. Wie soll man da vernünftige Entscheidungen treffen?

Marie-Antoinettes gut gemeinter und vom Balkon gebrüllter Rat „Wenn sie kein Brot haben, sollen sie halt Kuchen essen“, kommt nicht gut an beim hungernden Volk. Und was will eigentlich dieser kleine Giftzwerg Napoléon die ganze Zeit? Wer ist das überhaupt? Die Situation ist verfahren, ein Ausweg nicht in Sicht, man sollte das Volk einfach abschaffen, damit hätte man doch alle Probleme gelöst! Oder? Alles nur Komödie? Oder wirft der Wahnsinn vielleicht doch einen Schatten in unsere Realität?

Eine Frau, die weiß, was sie will

©Tony Stewart

Als Erzherzogin von Österreich geboren, musste die kleine Maria bereits im Alter von 14 Jahren den Thronfolger Frankreichs Louis-Auguste heiraten. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde sie unerbittlich streng erzogen und stand unter ständiger Kontrolle. Als sie mit 19 Jahren Königin wurde, ließ sie kaum etwas aus: Als eine der berühmtesten Frauen ihrer Zeit, gab sie Unsummen für Glücksspiel, Mode, Partys und ausgefallene Frisuren aus. Im Prinzip tat sie aber einfach das, was damals am Hofe üblich war und was man auch von ihr erwartete, nur eben etwas zügelloser. Das hungernde Volk hasste sie dafür, sie selbst blieb sich aber bis zum bitteren Ende unter der Guillotine treu: „Mut habe ich solange gezeigt, glaubt Ihr, ich werde ihn verlieren, wenn mein Leiden ein Ende findet?“ Man könnte wohl sagen, Marie-Antoinette war die Mutter aller It-Girls und somit ihrer Zeit weit voraus.

Buch und Regie: Peter Jordan und Leonhard Koppelmann

Das Magazin Der Stern schrieb 2009 Jahren über Peter Jordan: „So einer wie der wird nicht arbeitslos.“ Damals war er gerade nach Berlin umgezogen und hatte sein festes Engagement am Hamburger Thalia Theater aufgegeben. Der Vielseitige, der sowohl Tragödie als auch Komödie kann, spielte danach von 2009 bis 2012 bei den Salzburger Festspielen den Teufel in Hugo von Hofmannsthals „Jedermann“ und war bis 2012 im Hamburger „Tatort“ als Kommissar Uwe Kohnau zu sehen. Seit 2009 ist er auch als Regisseur und Autor tätig. Oft gemeinsam mit Leonhard Koppelmann, der ein ausgewiesener Hörspiel-Spezialist ist. Fast 300 davon hat er realisiert: zum Beispiel Matthias Brandts „Blackbird“, Robert Harris´ „Der zweite Schlaf“, Christopher Isherwoods „Leb wohl, Berlin“, John Dos Passos´ „Manhattan Transfer“ oder Michel Houellebecqs „Unterwerfung“.

Zuletzt inszenierte das Duo die Komödie „Der Selbstmörder“ am Wiener Burgtheater – „mit viel Zuneigung für´s Schwarzhumorige“ – wie Nachtkritik formulierte. Peter Jordan fragt sich oft: „Wie wäre es in der Geschichte weitergegangen, wenn dies und jenes nicht so gelaufen wäre, wie es lief. Ohne das Rad? Ohne das Feuer? Ohne den Menschen? Im Falle von ´Marie-Antoinette´: ohne Hinrichtung?“ Jordan und Koppelmann beweisen auch in ihrer neuen Komödie „Marie-Antoinette“, in der sie die Köpfe rollen lassen, ihr Faible für schrägen Humor und Slapstick.

Anna Thalbach in der Hauptrolle

Bereits mit sechs Jahren gibt die als Tochter von Katharina Thalbach und Vladimir Weigl in eine Theaterdynastie hineingeborene Anna Thalbach ihr Spielfilmdebüt im deutschen Cannes-Beitrag „Engel aus Eisen“ von Stiefvater Thomas Brasch. Es folgen zahlreiche Film- und TV-Produktionen namhafter Regisseure, u. a. David Cronenbergs „A Dangerous Method“ sowie das TV-Dokudrama „Friedrich – Ein deutscher König“. Im Kino verleiht sie dem „kleinen Gespenst“ Leben, ist in „Der kleine Rabe Socke“ zu hören und im Kinofilm „Sams im Glück“ zu erleben. Im Fernsehen interpretiert sie u. a. eine der Hauptrollen der ARD-Produktionen „Die Kinder meines Bruders“ und „Wir sind die Rosinskis“.

Neben weiteren zahlreichen Lesungen und Theaterproduktionen steht sie u. a. für die deutsch-französische Produktion der Entertainment-TV Serie „Germanized“ (Amazon Prime Video), für die ARD-Produktion „Das Mädchen aus dem Bergsee und für den Kinofilm „Vier zauberhafte Schwestern“ vor der Kamera. Für ihre darstellerische Leistung wird sie u. a. mit dem Max Ophüls Preis und dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet. Ihre charakteristische Stimme verleiht auf unzähligen Hörbuchproduktionen den Texten Leben, wofür sie 2008 gleich zweimal den Deutschen Hörbuchpreis und den Ohranus-Publikumspreis erhält.

Dem Publikum ist sie zudem als Bühnendarstellerin präsent: Bereits 1993 spielt sie ihre erste Theaterrolle in „Ollys Gefängnis“ im Berliner Ensemble, ist später in Klassikern wie „Mutter Courage und ihre Kinder“, „Monsieur Verdoux“ und „Die Möwe“ zu sehen, brilliert am Renaissance Theater in „Der Vater“ und am Deutschen Theater in „Gift“ und im Staatstheater Mannheim schlüpft sie in die Rolle des Puck in Mozarts „Die Zauberflöte“. An der Komödie am Kurfürstendamm begeistert sie in den Katharina Thalbach-Inszenierungen „Der Raub der Sabinerinnen“, „Die Glasmenagerie“ und „Mord im Orientexpress“, am Renaissance Theater in „Mord auf Schloß Haversham“.

Wo: Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater, Bismarckstraße 110, 10625 Berlin

Wann: bis 27. November 2022

Karten: 030/88 59 11 88 und unter

www.komoedie-berlin.de

Beitragsbild: ©Tony Stewart

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