Newcomerin Lotte im Interview über die erste Verliebtheit, die Sehnsucht nach Freiheit und ein Leben voller Musik

Newcomerin Lotte im Interview über die erste Verliebtheit, die Sehnsucht nach Freiheit und ein Leben voller Musik

Und plötzlich ist da diese Stimme: glasklar, gefühlsstark, eindringlich. Wer Lotte – die mit vollem Namen Charlotte Rezbach heißt – singen hört, wagt an ihrem Talent nicht zu zweifeln. Aber auch das Drumherum spricht für eine rosige Zukunft im harten Musikbusiness: Ihr hübsches Gesicht, ihr cooler Style, das einnehmende Lächeln und nicht zuletzt ihre eiserne Disziplin. Die Songs der vielversprechenden Newcomerin gehen unter die Haut: Mal melancholisch, mal kraftvoll singt sie sich in die Herzen ihrer Fans. Wir plauderten mit dem Ravensburger Stimmwunder über die erste Verliebtheit, die Sehnsucht nach Freiheit und ein Leben voller Musik.

Mit erst 22 Jahren hast du einen Karrierestart hingelegt, von dem viele aufstrebende Musiker träumen. Worauf freust du dich am meisten?

Danke! Gerade freu ich mich am meisten auf dieses Jahr, auf 2018. Wieder Songs zu schreiben, im April wieder auf Tour zu gehen, Musik zu machen. Einfach auf ganz viel Musik.

Kannst du dich an den Moment erinnern, als du zum ersten Mal einen deiner Songs im Radio gehört hast?

Oh ja, nur zu gut! Es war auf einer achtstündigen Autofahrt und wir waren schon fast am Ziel, sodass ich die Hoffnung schon ein bisschen aufgegeben hatte. Dann lief plötzlich „Auf beiden Beinen“ und mir ist fast das Herz stehen geblieben.

Im Alter von 13 Jahren hast du bereits damit begonnen, Songs zu schreiben. Wie kam es dazu?

Ich fange eigentlich immer dann an zu schreiben, wenn mich etwas aus der Bahn wirft. Und so war es damals auch: Die erste Verliebtheit hat mich komplett umgehauen und ich wusste gar nicht, wie ich mit so viel Gefühl umgehen soll. Also habe ich das genommen, was mir vertraut war – die Gitarre – und hab alle Emotionen in die Musik gepackt.

Wann hast du dein Talent und deine Leidenschaft für Musik entdeckt?

Musik gehört für mich schon immer zum Leben dazu, wie Essen und Atmen. Aber so richtig intensiv ist es geworden, als ich begonnen habe, selber Songs zu schreiben, kreativ zu werden und die Musik zu meinem Werkzeug zu machen. Jetzt ist sie mein Tagebuch und ich kann mir nicht vorstellen, dass sich das jemals ändert.

Was bedeutet es für dich, deine Songs selbst zu schreiben?

Es macht riesig Spaß! Aber vor allem fühlt es sich einfach gut an. Songwriting ist ein Ventil, fast schon eine Art introspektive Selbsttherapie. Es kommt oft vor, dass ich einfach blind drauflos schreibe und erst mit dem fertigen Song verstehe, warum es mir so geht und wie es mir eigentlich geht – allerdings auch nicht immer (lacht).

Wie entstehen denn deine Songs, bzw. woher nimmst du deine Inspirationen?

Meine Songs sind mein Tagebuch. Daher kommt die Inspiration aus dem Alltag – alles was ich eben so erlebe, was mich bewegt und zum Fühlen oder Nachdenken bringt.

Gibt es einen Trick, mit dem du dich in kreative Laune versetzt?

Den wüsste ich gerne. Nein, um ehrlich zu sein kommt und geht diese Laune wie sie will.

Von welchen Musikern lässt du dich inspirieren?

Von verschiedenen! Ich war nie wirklich Fan von nur einer bestimmten Band, sondern hab immer schon einzelne, verschiedene Songs gefeiert. Gerade höre ich gern Casper, Clueso und Philipp Poisel, aber auch Tiger Lou, Angus & Julia Stone oder Bear’s Den. Zuhause höre ich tatsächlich auch mal gerne klassische Musik oder Jazz.

Deine Songs erzählen einerseits von der Sehnsucht nach Freiheit und vom Bedürfnis nach Sicherheit und Geborgenheit andererseits. Was ist dir wichtiger oder existiert das eine ohne das andere für dich nicht?

Ich merke immer mehr, dass ich beides brauche. Ein bisschen fühle ich mich, als würde ich wie ein Surfer von Welle zu Welle gleiten. Mal ein bisschen mehr Geborgenheit, dann wieder Freiheit und die große Weite.

Welcher Song deines Debütalbums war für dich am schwierigsten zu schreiben?

Irgendwie hat jeder Song so seine Eigenheiten. Bei „Auf Dich“ hat zum Beispiel der Text sehr lange gebraucht; bei „Du Fehlst“ war es eine Herausforderung, die Produktion auf die Mischung aus Wut und Melancholie anzugleichen.

Deine ersten Songs hast du auf Englisch geschrieben, wie kam der Wechsel zurück zur Muttersprache?

Mit 17 war ich für ein Jahr in den USA und habe irgendwann gemerkt, dass mein englischer Wortschatz viel kleiner ist, als ich eigentlich dachte. Da ich aber mit meinen Texten in ihrer Bedeutung so nah wie möglich an das heran möchte, was ich tatsächlich erlebe oder fühle, lag es nahe, zu meiner Muttersprache zu wechseln.

In Ravensburg gibt es wahrscheinlich nicht so viele Trendscouts, wie wurdest du entdeckt?

Das stimmt. Wobei Ravensburg ein tolles kreatives Netzwerk hat! Über dieses bin ich schlussendlich an das „Bandpool“-Coaching-Programm der Popakademie Mannheim gelangt. Hier hab ich verschiedene Künstler aus ganz Deutschland, mein Label und mein Management kennengelernt. Und mit all diesen Kontakten, vielen Live-Konzerten und Songwriting, hat es am Ende irgendwie dahin geführt, wo ich jetzt stehe.

Um deinen Traum zu verwirklichen, Sängerin zu werden, hast du dein Philosophie-Studium abgebrochen. Was sind deine Tipps, um seine Träume zu verwirklichen?

Für mich – und so geht es auch vielen Künstlerkollegen – war es wichtig, alles auf eine Karte zu setzen, den Kopf ausschließlich in der Musik und den kreativen Dingen drum herum zu haben. Nur so konnte ich meinen Traum verwirklichen. Aber es gibt auch andere Beispiele, das muss glaube ich jeder für sich selbst herausfinden. Am Ende ist es einfach wichtig, dass man das tut, woran man selbst glaubt und sich nicht von anderen verbiegen lässt.

Könntest du dir auch vorstellen, etwas anderes als Musik zu machen?

Auf jeden Fall! Mich interessiert so vieles – aber Musik hat mein Herz und damit wird es immer Teil des Ganzen sein.

Was sollen die Zuhörer von deinem Debütalbum „Querfeldein“ mitnehmen?

Hoffentlich eine Menge Gefühl und Optimismus. Ich weiß, ich schreibe gerne über Herzschmerz, Sehnsucht und Melancholie – aber genau diese Gefühle, lassen mich das Leben schmecken. Sie machen die Dinge intensiv und schönen Dinge nur noch viel schöner. Das Leben ist so verdammt kurz und ich möchte jeden ermutigen, alles zu wagen und so viel wie möglich davon mitzunehmen.

Herzlichen Dank für das Interview, Lotte.

© Foto: Jean Raclet