Alina macht Pop mit Seltenheitswert. Sie singt Songs, die mit gnadenloser Offenheit das Innere nach außen kehren und lässt sich dabei vom wahren Leben inspirieren. Die Wahl-Berlinerin verarbeitet Herzschmerz, Ängste und Gefühle der Einsamkeit in ihrem lang ersehnten Debüt-Album „Die Einzige“, das am 20.Oktober erscheint.
Ihre warme, tiefe Stimme erinnert beim ersten Zuhören sofort an die britische Pop-Titanin Adele. Doch Alina ist eine Künstlerin, die ihren eigenen Weg geht – auch wenn Vergleiche mit der britischen Pop-Legende natürlich eine ‚Adelung’ ausdrücken. Sie hat das gewisse Funkeln in den Augen und ein dermaßen verschmitztes Lächeln auf den perfekt geschminkten braun-roten Lippen, dass eines klar ist: Diese Frau ist gekommen, um zu bleiben.
Wir haben Alina in den Universal Studios in Berlin mit Blick auf einen ihrer Lieblingsorte, der Oberbaumbrücke, getroffen und uns über ihr Leben als Musikerin, Mut zum Risiko und ihren spektakulären Auftritt auf der Berliner Waldbühne unterhalten.
Wie bist Du dazu gekommen, Sängerin zu werden?
Ich komme aus einer sehr musikalischen Familie und bin quasi als Kleinkind im Proberaum meiner Eltern mit aufgewachsen. Musik hat immer eine große Rolle bei uns zuhause gespielt. Meine Eltern haben das Singen und Performen von klein auf in mir gefördert. Mit sieben Jahren stand ich dann zur Feier des 40. Geburtstag meines Papas mit ‚Let’s Twist again’ das erste Mal auf der Bühne. Das war ein absolutes Schlüsselerlebnis. Die Leute sind total ausgerastet, weil ich ein angstfreier, kleiner Floh auf der Bühne war! Erst mit der Pubertät kamen dann Ängste, Zweifel und das große Lampenfieber, was mich bis heute immer noch begleitet.
Wie gehst Du mit Deinen Ängsten vor einem Auftritt um?
Ich habe noch kein richtiges Ritual, aber was mir hilft, sich vorher zu schminken, zu stylen, in die Klamotte zu hüpfen. Das Aufwärmen. Ich habe auch immer ein kleines Fläschchen Baldrian dabei.
Was ist die Inspiration hinter deinen Songs?
Das pure, wahre Leben. Meine Musik ist voll an meinem Leben dran, teilweise auch am Leben anderer Menschen, die mir sehr nahestehen. „Mit Größe gehen“ ist zum Beispiel so ein Song, den ich für meinen Bruder geschrieben habe, der verlassen wurde und eine ganz schlimme Trennungszeit durchmachen musste. Ich wollte ihm eine Anleitung geben, wie er den Schmerz überwinden kann und habe ihm auch gleichzeitig eine Prophezeiung mitgegeben – nämlich, dass er eine neue Liebe finden würde – was tatsächlich in Erfüllung gegangen ist.
Siehst Du Musik also als eine Form von positiver Lebenstheraphie an?
Musik ist mein Lebensretter und auf jeden Fall mein Therapeut Nummer Eins. Ich bin dankbar und froh, wenn es bei anderen Leuten auch so ankommt und meine Musik ihnen hilft. Ich möchte, dass sie sich verstanden und gesehen fühlen. Für mich ist Singen darum auch immer eine Katharsis, eine Reinigung – beim Hören meiner Songs sollten Probleme und Lasten für einen Moment von einem abfallen.
Welche Künstler haben Dich geprägt?
In meiner Kindheit habe ich viele Alexandra Platten gehört, wir haben ein ähnliches Timbre, tiefe Stimmen und uns verbindet eine gewisse Melancholie. Michael Jackson, Prince, Stevie Wonder und Ray Charles prägen mich ebenso und ich bin ein riesengroßer Mariah Carey Fan. Später dann war Amy Winehouse eine ganz starke Figur für mich. Denn sie war eine Erscheinung in einer Popwelt, die damals hauptsächlich von Frauen besetzt war, die gewisse Klischees erfüllt haben. Amy Winehouse hat in dieser Zeit ein neues Zeichen gesetzt. Sie hat mich auch dazu inspiriert, so ehrliche und persönliche Texte zu schreiben. Ich suche auch immer nach neuen, besonders weiblichen Künstlern. Billie Eilish ist ganz frisch geschlüpft und ich mag sie sehr gerne. Sie ist so der Typ ‚unschuldige Männermörderin’.
Wenn es einen Soundtrack zu Deinem Leben geben würde, wie sähe er aus?
Amy Winehouse mit ‘Love is a Losing Game’, gerade in der roughen Demoversion auf ihrem ,Back to Black’ Album. Adeles Song ‚ Someone Like you’ – für mich die stärkste Popbalade der letzten 20 Jahre, die mich zu Tränen rührt. Lana Del Rey mit ihrem Album ,Ultraviolence’ und natürlich Chris Isaacs Song ‚Wicked Game’. Wenn es mir schlecht geht, höre ich gerne ,Hard Times’ von Ray Charles und schreie einfach mit. Mariah Carey darf natürlich auch nicht fehlen. ‘Anytime you need a friend’ hat eine wunderbare Botschaft und ich liebe die Energie des Songs. Im deutschsprachigen muss ich ganz klar Alexandra ‚Illusionen’ und auch Hildegard Knef nennen. ‚Für mich soll’s rote Rosen regnen’ habe ich ja sogar gecovert. Aktuell stehe ich auf ‚Bungalow’ von Bilderbuch – ein Übersong.
Du hast eine große Risikobereitschaft bewiesen und für Deinen Traum Sängerin zu werden, Dein Studium abgebrochen. Was sind Deine Tipps, um seine Träume zu verwirklichen?
Der allergrundlegendste Tipp ist: Mach das, was Du am besten kannst. Das ist die einzige Chance in Deinem Leben, etwas wirklich Großartiges zu schaffen, denn da hast Du die Anlage für. Talent alleine reicht aber nicht. Man muss sehr viel üben, hart arbeiten und aus sich schöpfen können, denn es ist eine Illusion, darauf zu warten, gefunden zu werden. Die größten Künstler sind diejenigen, die aus sich selbst herausschaffen. Die Hauptaufgabe eines Künstlers ist zu suchen und zu finden, was ihn einzigartig macht. Vertraue auf Deine Intuition und prüfe die Menschen, mit denen Du arbeitest – und halte durch. Der Faktor Zeit ist sicherlich der schwierigste, manchmal muss man auf den richtigen Zeitpunkt warten. Man muss durchalten und immer wieder aufstehen.
Wie gehst Du mit Kritik um?
Das ist ja mein Job! Man muss lernen, immer unter Beobachtung zu stehen und permanent bewertet zu werden. Aber ich stehe zu 100,000 Prozent hinter meinem Album und weiß auch, dass Geschmäcker einfach verschieden sind. Ich versuche auf der Bühne mit meinem Publikum in Kontakt zu treten und einen Dialog zu führen. Ich möchte, dass die Geschichten und Gefühle meiner Songs verstanden werden und sich die Leute drauf einlassen können. Es ist nicht immer einfach, seine Gefühle so nach außen zu kehren. Mein Song „Die Einzige“ geht mir zum Beispiel immer noch sehr nah unter die Haut, aber meine Songs sollen eine Umarmung für alle sein, denen es genauso geht. Daraus kann dann etwas ganz Warmes und Positives entstehen.
Was war Dein bislang bemerkenswertester Auftritt?
Die Waldbühne dieses Jahr. Ich weiß nicht, ob ich jemals so aufgeregt war.17,000 Menschen vor Ort und in diesem Line-up von Künstlern zu stehen, die meine Helden sind. Das war ein ganz toller, krasser Moment. Da bin ich den nächsten Schritt gegangen. Und natürlich damals als Siebenjährige, als ich zum ersten Mal auf der Bühne stand.
Was sind Deine Lieblingsorte in Berlin?
Die Oberbaumbrücke liebe ich, sie hat einen ganz gewissen Charme und Zauber. Hier sitzt ja auch mein Management und Universal, und hier ist so viel für mich passiert. An der Warschauer Brücke hatte ich mal Stimmtherapie und wusste nicht, wie es mit meiner Karriere weitergeht. Ich habe oft dort gestanden und mich meinen Tagträumen hingegeben. Aus der Ferne sieht man auch das Universal Emblem und ich habe mir so gewünscht, meinen Traum, Sängerin zu werden, verwirklichen zu können. Drei Jahre später habe ich dann tatsächlich meinen Plattenvertrag unterschrieben.
Wie sieht Dein perfekter Tag in Berlin aus?
An meinem Geburtstag hatte ich einen perfekten Tag. Ich bin morgens ins KaDeWe gegangen, denn ich liebe Make-up und Beauty. Das ist mein ‚Happy Place’, und dort kann ich mich in eine Welt flüchten, die niemandem weh tut. Dann sind wir ins ‚Café am neuen See’, denn egal zu welcher Jahreszeit ist es dort toll. Danach waren wir in Friedrichshain in einer urigen Bar, im ‚Hirsch’, mit Menschen, die ich liebe.
Was sind die Geheimnisse hinter dem ‚Alina-Look’?
Er ist ‚classy-verspielt’. Ich experimentiere gerne mit Trends, momentan ist es die braune Lippe, die so angesagt ist. Aber rot-orange geht auch immer, ich trage gerne ,Lady Danger’ von Mac oder ‚Tell Laura’ von Charlotte Tilbury. Dieser Lippenstift hat den Wow-Faktor und ich bin ein großer Fan von Charlotte Tilbury. Zusätzlich liebe ich alles, was mit Haut zu tun hat. Einen Glow finde ich sehr schön. Da bieten sich die Highlighter ‚Mary-Loumanizer’ von theBalm und ‚Opal’ von Becca an.
Wenn Du in die Zukunft blickst, mit welchem Künstler würdest Du gerne einmal auf der Bühne stehen?
Auf meiner Bucket-List steht auf jeden Fall, einmal Mariah Carey zu treffen, aber ich möchte mich nur mit ihr unterhalten, sie ist die unantastbare Queen und darf die Bühne für sich alleine haben. Ich lasse lebende Legenden lieber ihr Ding machen. Richtig abspacken mit Jung Hurn wäre aber bestimmt mal ganz witzig…
Vielen Dank Alina!